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Das World Handicap System

Ab 2021 wird in Deutschland nach dem neuen „World Handicap System“ gespielt. Es bildet sich aus den 6 größten Handicapsystemen der Welt und vereinheitlicht die Berechnung. Doch wie wird es angewendet? Im folgenden gehen wir in erster Linie darauf ein, wie sich das neue System bei dir als Spieler bemerkbar machen wird.

Das World Handicap System

Das World Handicap System bezieht aus den letzten 20 gespielten Runden, die 8 besten Ergebnisse und formt aus ihnen einen Durchschnitt, um dann einen Handicap Index auszudrücken. Diese Art der Berechnung ist demnach mehr eine „Durchschnittsvariante“, während wir bisher eine „Potenzialangabe“ erhielten. Unser bisheriges Handicap drückte nämlich vielmehr aus, was wir an einem guten Tag im Stande sind zu spielen.

Somit können wir erstmal erwarten, dass sich die Handicaps in Deutschland leicht anheben werden. Auch wird eine Kalkulation des Handicaps auf der Runde eher schwierig, aber du solltest dich ja sowieso auf dein Spiel konzentrieren und nicht auf die Handicaprechnerei.

Was sich allerdings nicht ändert ist die Tatsache, dass das Handicap (Handicap Index) immer noch die Spielstärke eines Spielers gegen den Platzstandard (Par) ausdrückt. Somit sollte ein Spieler mit Hcp. -18 auch auf der Runde 18 Schläge mehr brauchen, als Par (an jedem Loch einen mehr), um seinem Handicap zu entsprechen (auf einem „normal schweren Platz“).

Das höchste Handicap liegt auch im neuen System bei Hcp. -54 (an jedem Loch 3 Schläge mehr als Par). Allerdings steigen Neustarter direkt mit einem realistischen Handicap in den Golfsport ein, da sie direkt Ergebnisse einreichen und daraufhin ein Handicap erhalten.

1. Maximum Hole Score

Das World Handicap System arbeitet nun mit dem sogenannten „Maximum Hole Score“. Somit gibt es keine gestrichenen Bahnen mehr, es wird an jeder Bahn ein Ergebnis eingetragen. Und sollte die Bahn nicht beendet werden, wird ein „Netto-Double Bogey“ geschrieben. Hier ein Beispiel dreier Spieler, alle drei beenden die Bahn nicht und bekommen demnach folgendes Ergebnis eingetragen: 

Spieler 1 (Hcp 0): Par = 4, Netto Par* = 4, Netto Bogey = 5, Netto Double Bogey = 6

Spieler 2 (Hcp -18): Par = 4, Netto Par* = 5, Netto Bogey = 6, Netto Double Bogey = 7

Spieler 3 (Hcp -54): Par = 4, Netto Par* = 7, Netto Bogey = 8, Netto Double Bogey = 9

*Netto Par: Par des Lochs + Vorgabenschläge

Golfplatz Loch Par 4
PAR 4: 334m Hcp. 18 (leichteste Bahn des Platzes)

Vorgabenschläge Handicap 0 = 0
Vorgabenschläge Handicap -18 = 1
Vorgabenschläge Handicap -54 = 3

Somit ergibt sich in jedem Fall ein Zählspiel-Ergebnis und die Ergebnisse werden von nun an auch als Schlagzahl auf der Liste erscheinen. Einmal als Brutto Ergebnis (die Summe aller geschriebenen Zahlen) und als Netto Ergebnis (die Summe der Zahlen – Spielvorgabe).

Wer somit den Platzstandard (im Normalfall Par 72) in der Netto-Wertung unterbietet, wird sein Handicap verbessern. Endlich spielen alle um die tiefsten Runden, wie die Profis! Die Runden in den 60ern können kommen! 

Spieler, die noch kein Handicap erlangt haben, können als maximalen Score Par + 5 Schläge spielen, bzw. eintragen. 


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2. Course Handicap (Spielvorgabe)

Die Spielvorgabe eines Spielers errechnet sich auch immer noch aus dem CR (course rating) und dem Slope Rating des Golfplatzes. Was hinzukommt, ist ein Ausgleich für außergewöhnliche Umstände, wie Wetterbedingungen, höheres Rough, schwere Fahnenpositionen, etc. Diese CR-Anpassung (CR= Course Rating) basiert auf den Ergebnissen des gesamten Teilnehmerfeldes, von denen man die Umstände des Spiels ableiten kann.

St. Andrews Golf course
Regen, Wind, schwere Fahnenpositionen, etc. können das Spiel erschweren. Dies wird sich in den Ergebnissen der Teilnehmer niederschlagen und dann in der CR-Anpassung berücksichtigt.

3. Score Differentials

Der Handicap Index eines Spielers wird im World Handicap System von mehreren „Score Differentials“ gebildet. Als „Score Differential“ wird ein handicaprelevantes Ergebnis bezeichnet. Also jedes Ergebnis, was zur Handicap Ermittlung angewendet werden kann. Jetzt muss ein Spieler natürlich erstmal 20 Ergebnisse vorweisen, damit die Berechnung funktioniert.

Aber keine Bange, auch mit weniger Ergebnissen wirst du einen Handicap Index erhalten. Sollten keine Ergebnisse hinzukommen, bleibt der Handicap Index stets der Gleiche – er wird nicht angepasst (es sei denn der Spielausschuss veranlasst eine Anpassung). Und das unabhängig von dem Datum, wann die Runden gespielt wurden. Auch gibt es eine Obergrenze, jemand der einmal ein niedrigeren Handicap Index hatte als Hcp. -26.5 kann sich nicht über diesen Wert spielen.

In der nachstehenden Tabelle wird ersichtlich, wie das Handicap im World Handicap System berechnet wird. Die Anzahl an eingereichten Score Differentials (handicaprelevante Ergebnisse) spielt dabei eine Rolle. 

World Handicap System Anpassung Score Differentials
Wenn die eingereichten Ergebnisse nicht ausreichend sind, um eine genaue Handicap Berechnung vorzunehmen, wird das Ergebnis angepasst. Beispiel: Der Spieler reicht 3 Ergebnisse ein.
Das beste Ergebnis ist ein Score Differential von 15,8. Bei 3 Ergebnissen wird das niedrigste Score Differential um -2,0 angepasst. Handicap Index: 15,8 – 2,0 = 13,8

4. Low Handicap Index

Der Low Handicap Index wird im World Handicap System vergeben, sobald ein Spieler mindestens 20 handicaprelevante Ergebnisse eingereicht hat. Er bezeichnet den niedrigsten Handicap Index, den der Spieler in den letzten 365 Tagen erreicht hat. Unabhängig davon, ob das Handicap zum Zeitpunkt eines neuen Ergebnisses wieder höher ist.

Hat ein Spieler nicht die angegebene Anzahl an Runden absolviert, ist der Low Handicap Index gleich dem aktuellen Handicap Index. Der Low Handicap Index spielt bei der Berechnung des Handicaps eine maßgebliche Rolle, denn sollte der Spieler zu stark davon abweichen, verändert sich das Handicap ab einer gewissen Schwelle nicht mehr so stark. Zuerst tritt der sogenannte „Soft Cap“ in Kraft.

5. Soft Cap

Um ein stark schwankendes Handicap zu vermeiden, wird der „Soft Cap“ und später der „Hard Cap“ verwendet. Sollte ein Spieler durch ein neues Ergebnis seinen Low Handicap Index um mehr als 3 Schläge übersteigen, greift der „Soft Cap“. Ab diesem Punkt wird ein Anstieg des Handicap Index reduziert (um 50%). Soft und Hard Cap greifen nur, wenn auch ein Low Handicap Index festgesetzt wurde (also mindestens 20 Ergebnisse im Stammblatt des Spielers zu finden sind).

Beispiel: Hat ein Spieler einen Low Handicap Index von genau 20 und verschlechtert ihn aufgrund hinzukommender Ergebnisse auf 23.8, dann sieht die Berechnung folgendermaßen aus. Es wird gewertet: 20+3+(50% von 0.8) = 23.4

6. Hard Cap

Der „Hard Cap“ reguliert im World Handicap System, dass ein Spieler innerhalb eines Jahres sein Handicap nicht zu stark hochspielen kann (damit das Handicap nicht durch ein Formtief zu stark abweicht). Sollte ein Ergebnis höher sein als 5 Schläge über dem Low Handicap Index, so greift mit dem „Hard Cap“ eine Obergrenze. So wird unser Handicap -20 Spieler sein Handicap im Maximalfall auf -25 hochspielen können. Eine Unterspielungsgrenze gibt es hingegen nicht. 

7. Wie viele Runden müssen gespielt werden?

Lachender Golfer

Für eine Berechnung des Handicap Index im World Handicap System müssen natürlich Ergebnisse vorliegen. Schon ab einer gewerteten 9 Loch Runde kann ein Handicap vergeben werden. Aber auch hier gibt es eine Ausnahme, sollte ein Spieler einen besseren Handicap Index als 2,0 bekommen sollen, sind mindestens 54 Löcher zu spielen und der Index wird vom DGV vergeben. 

Fazit

Das World Handicap System ist eine sinnvolle Neuerung, um die Berechnung des Handicaps zu vereinheitlichen. Während andere Länder schon längst einen Durchschnittscore als Handicap verwenden, haben wir in Deutschland eine „Potentialangabe“ verwendet.

Um bei den immer größer werdenden, internationalen Turnieren gleiche Berechtigungen für alle Teilnehmer zu erwirken, war das vereinheitlichen des Systems schon überfällig.

Auch muss sich niemand mehr Gedanken auf der Runde machen, wie sich sein Handicap verändert. Wenn das Ergebnis nicht zu den besten 8 gehört, ändert sich ohnehin nicht sehr viel. Nur eine länger anhaltende Durststrecke wird das Handicap merklich erhöhen – und dann auch zurecht. Es macht dann sowieso wieder mehr Spaß, wenn das Handicap auch der Spielstärke entspricht. 

Wenn du das Ganze noch einmal im Original nachlesen möchtest, findest du die offizielle Website des WHS unter diesem Link.

Steffen Kefer Golfprofessional

Über den Autor:

Steffen Kefer ist PGA-Golfprofessional und leitete die PROject GOLFacademy im GC Bad Wörishofen e.V. Er publiziert regelmäßig Trainingsartikel im Deutschen Golf Journal und schreibt Schwungstudien für das Golfpunk Magazin.

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